Wir erleben es in der psychoonkologischen Beratung immer wieder, dass der Patient, wir nennen ihn Klient, an bestimmten Punkten stockt oder zögert. Ein innerer Suchprozess beginnt dann beim Klienten. Wenn wir fragen, wo er denn gerade jetzt hindenkt, dann berichten die Menschen meistens, dass sie gerade das Besprochene abgleichen und sich vorstellen, was denn zu Hause passiert, wenn sie mit einer neuen Idee, einem Veränderungsgedanken nach Hause kommen.
Manche Veränderungsschritte sind also ohne das System, in dem der Patient lebt und seine Krankheit entstanden ist, nicht optimal gehbar.
Der andere wichtige Punkt ist aber, dass auch die Angehörigen von der Krankheit des Patienten betroffen sind. Ihr Leben verändert sich mindestens so einschneidend, wie das Leben des Klienten selbst. Ängste entstehen, die Lebensplanung kann sich verändern, ganz neue Aufgaben kommen auf die Angehörigen zu.
Daher sollte alle psychoonkologische Begleitung den Fokus auch auf die Angehörigen legen. Es gibt tatsächlich auch Fälle, in denen die Familie alle Schritte, die erarbeitet wurden, wieder rückgängig gemacht haben, da die Auswirkungen auf das System zu groß gewesen wären.
Wenn ein Klient zum Beispiel davon träumt, einfach mal eine längere Auszeit zu nehmen, dann hat das natürlich heftigste Auswirkungen auf seine Restfamilie. Gerade auch Kinder könnten hier deutlich machen, dass eine längere Abwesenheit für sie ganz schlimm wäre.
Jetzt gilt es mit allen Beteiligten eine gute Lösung zu erarbeiten. Der Wunsch des Klienten kommt ja meist aus einer Überforderungssituation oder einfach sich selbst neu sortieren zu wollen im Sinne eines „Ich bin dann mal weg“.
Kann dieses Bedürfnis verständlich gemacht werden? Wie könnte es noch zumindest teilweise erfüllt werden, um die Belastung für den Rest der Familie erträglich zu machen? Was würde es bedeuten, wenn der Klient stirbt und dann gar nicht mehr da wäre. Diese Frage ist hart, da sie impliziert, dass das System mit Schuld an der Krankheit ist. Wir sehen also es kommen ganz viele Fragen auf, wenn dieser Wunsch erst einmal angedacht wurde und im System mitgeteilt ist. Daher ist es so enorm wichtig in einer Sitzung mit allen Beteiligten die Bedürfnisse zu sammeln und die Wichigkeit und Dringlichkeit zu bewerten. Danach kann eine Entscheidung leichter getroffen werden und alle haben das Gefühl, dass sie gehört und ernst genommen wurden.
Dies ist natürlich nur ein Beispiel für die Angehörigenarbeit. In unseren Webinaren werden wir dieses Thema weiter vertiefen.